St. Joseph
Es gibt Sterne, deren Schein uns Menschen erst sichtbar wird, wenn ihr Licht lngst erloschen, ihre Glut lngst erkaltet ist.
hnlich ist es bei gewissen Menschen, deren innere, seelische Gr§e auf Erden kaum beachtet und gewertet wurde. Unbekannt und unerkannt gingen diese Helden ohne Lorbeer, diese ungekrnten Knige ihren Lebensweg. Aber nach ihrem Tod und dann vielleicht auch erst nach Jahren ist erkannt worden, wie turmhoch diese stillen, innerlichen Menschen ber die brigen Menschen herausragten und wie gro§ sie vor Gott waren, der ihr Andenken wunderbar nachwirken lie§! Ist nicht der hl. Joseph ein solcher Mensch?
Der bekannte russische Schriftsteller Dostojewski hat einen Roman mit dem Titel ãDer IdiotÒ geschrieben, in dessen Mittelpunkt ein kranker Mensch steht, der von seiner gesamten Umgebung als geistig minderwertig angesehen wurde, besonders weil er der alltglichen Lge des gesellschaftlichen Lebens seine kindliche Wahrhaftigkeit entgegenstellte. Und doch ist unter all den vielen sogenannten Gro§en dieser Welt, die da im Roman vorkommen, berhmte Generle, wortreiche Debattenredner, vornehme elegante Damen; niemand, der das Letzte und Tiefste und das unsgliche Leid und Weh dieser u§erlich glnzenden Menschen so klar erkannte und durchschaute und die schmerzliche Klage dieser innerlich hungernden Seelen so feinhrig vernahm, wie jener , den man berheblich ãden IdiotenÒ nannte und zu dem die sogenannten Gro§en der russischen Welt von damals in ihrer seelischen Leere und Not heimlich ihre Zuflucht nahmen.
War es nicht mit dem hl. Joseph damals ganz hnlich? Wer unter den Bewohnern von Nazareth hatte damals eine Ahnung von der seelischen Gr§e und dem seelischen Heldentum des Zimmermanns Joseph, der vielleicht von manchen fr etwas einfltig und beschrnkt gehalten wurde? Als er nach seinem Tod in einem bescheidenen Leichenzug vor den Stadtmauern Nazareths bestattet wurde, da schien er bereits fr die Welt ein total Vergessener zu sein. Sogar im Bericht der Evangelien wissen eigentlich nur die Feinde Jesu sich an diesen Menschen als an einen unbedeutenden Zimmermann zu erinnern. Wir spren das noch aus der abfllig gemeinten Bemerkung ber Jesus heraus: ãIst er nicht der Sohn des Zimmermanns Joseph?Ò
Aber auch fr diesen Zimmermann Joseph kam die Zeit, da ihm auch die gro§e Welt ihre Aufmerksamkeit widmete.
In den ersten sieben christlichen Jahrhunderten musste der hl. Joseph freilich noch weiter demtig im Hintergrund verbleiben, kaum beachtet und kaum verehrt. Dann aber begann auf einmal seine Verehrung aufzublhen und immer mehr zeigte sich von da an, dass der hl. Joseph auch in der Verehrung am Schicksal derer teilnehmen darf, die da von sich in prophetischer Vorausschau bekennen durfte: ãSiehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter.Ò Immer mehr Menschen sind schlie§lich im Raum der Kirche aufgestanden, die neben der seligsten Jungfrau auch ihren jungfrulichen, gtigen und selbstlosen Gemahl. Den hl. Joseph seliggepriesen haben; immer mehr wurde die Gr§e dieses ãgerechten MannesÒ erkannt. Zuerst war es die Ostkirche, die die Gr§e des hl. Joseph zu bestaunen begann. Und es waren zunchst die passiven Tugenden dieses Mannes, sein selbstloses, opferbereites, demtiges Zurckstehen und Verzichten, das man am hl. Joseph bewunderte. Immer mehr aber erkannte man dann auch die bedeutende Leistung, die dieser Heilige im Dienste des Christusereignisses vollbracht hat. Immer mehr erkannte man die Tatsache, dass Gott selbst den hl. Joseph fr wert und wrdig erachtet hat. Pflegevater, jungfrulicher Vater des gttlichen Kindes und Beschtzer der Jungfrulichkeit der Makellosen zu sein.
So erkannte man immer mehr auch die aktiven Tugenden dieses Heiligen, vor allem seine ganz lautere, reine, eheliche Liebe und Treue seiner jungfrulichen Gemahlin und seine vterliche Liebe zum gttlichen Kind! Joseph, der gro§e Liebende: der Liebhaber des unbefleckten Herzens Mari und des gttlichen Herzens Jesu! Und je mehr die Verehrung Mariens zunahm, umso mehr nahm dann auch die Verehrung des demtigen hl. Joseph zu. Die gro§en Marienverehrer des Mittelalters und der Neuzeit, der hl. Bernhard von Clairvaux, der hl. Bernardin von Siena, die hl. Teresa von Avila, der hl. Franz v. Sales, der hl. Alfons von Liguori, der von Papst Johannes Paul II. seliggesprochene Laienbruder Andreas Bessette in Montreal in Kanada u.a. sind auch treue Verehrer des jungfrulichen Gemahls Mariens gewesen, weil eben der hl. Joseph wohl am schnsten zeigt, wie wir Maria verehren und lieben sollen und wie wir ber die Herz-Mari-Verehrung immer strker auch hineinwachsen sollen in die Liebe zum gttlichen Herzen Jesu!
Dem hl. Joseph war seine innige Liebe und Verehrung, die er Maria entgegenbrachte, niemals ein Hindernis fr seine treue, opferbereite, unerschtterliche Christusliebe! Im Gegenteil; gerade wegen seiner gro§en Liebe zu Maria erwachte in ihm auch eine ergreifende Liebe zu Christus. Ohne Maria – das wusste er – wre er nie in den Besitz jener erhabensten Wrde gelangt, Nhrvater des Gottmenschen, jungfrulicher Vater des gttlichen Kindes und Haupt der Heiligen Familie zu werden. Ganz konkret und praktisch war es ihm eigentlich nur mit und durch Maria in den weitaus meisten Fllen mglich, dem Herrn Jesus Christus seine treuen Dienste zu erweisen.
Der hl. Joseph hat sich – wenn man genau zusieht – in seiner ganzen religisen Einstellung an die Weisung des Engels gehalten: ãNimm das Kind und seine Mutter!Ò
Das ist nur die Anweisung, die der hl. Joseph aus reicher und beglckender Lebenserfahrung auch uns allen geben mchte. Zu einem jeden von uns, liebe Brder und Schwestern im Herrn, sagt der hl. Joseph: ãNehmt das Kind und seine Mutter, beide zusammen! So habe ich es gehalten und bin gut dabei gefahren. Durch Maria zu Jesus, das war der Weg meiner gro§en Liebe. Er wird auch euch zum Ziel fhren. Ja, wie der hl. Joseph wollen wir es machen: in unverbrchlicher Liebe und Treue zum unbefleckten Herzen Mari stehen und ihr Tugendbeispiel nachahmen und um den wahren Herzensadel bemht sein.
Nach dem Vorbild des hl. Joseph sollen wir aber ber Maria unsere ganze, treue Liebe dem Herzen Jesu entgegenbringen.
So bitten wir am Schluss dieser Betrachtung ber den ersten Herz-Mari-Verehrer, den hl. Joseph: Du Beschtzer und Vater jungfrulicher Seelen, Deiner treuen Obhut ist das Leben der beiden heiligsten Herzen, des gttlichen Herzens Jesu und des unbefleckten Herzens Mari anvertraut gewesen: Um Jesu und Mari willen, die Du so innig geliebt hast, bitten wir Dich instndig: bewahre uns vor dem Bsen und hilf uns zu jenen Tugenden, mit denen Du Deinem Pflegesohn und Deiner makellos reinen, jungfrulichen Gemahlin so demtig, treu, opferbereit, gehorsam und liebevoll gedient hast! Hilf uns, dass auch wir so wie Du den beiden heiligsten Herzen dienen und unser Herz ihrem Herzen immer mehr gleichfrmig machen. Amen